Über mich

Das ist für mich die mit Abstand schwierigste Aufgabe… Mich in Worte zu fassen. Blöd.

Ich heiße AnnE-Christin. Ja, das E ist absichtlich großgeschrieben, es ist da, und es wird auch gesprochen! Theoretisch. Um ehrlich zu sein, die wenigsten schenken dem E Beachtung… Aber, um es einmal deutlich zu sagen… Es ist nicht zufällig da! Im Gegensatz zu mir. Wie schon gesagt, ich finde es schwer, mich in Worte zu fassen. Klar fallen mir da gleich Stichworte ein wie große Klappe, rote Haare, Sommersprossen, Humor, und dann? Hmmm. Der Rest von mir, da ist auffallend viel mit „zufällig“ zu beschreiben. Oder vielleicht „schicksalhaft?

Ich bin 39 Jahre alt. Da ist das erste „schicksalhaft“ ( auch wenn sich das hier grad fremd anfühlt) Ich kenne meine Mutter, weiß aber rein gar nichts darüber wie es  zu mir gekommen ist, wie ich entstanden bin. Nur, das es mich seit Januar 78 gibt. Immerhin. Ich habe als Kind immer wieder versucht, Antworten zu bekommen, aber, selbst als Kind merkst du irgendwann, wenn jemand einfach partout nicht über ein Thema sprechen möchte, und du hörst auf zu fragen. Da ich bereits als Säugling bei meinen Großeltern eingezogen bin, waren die klassischen Rollen ja auch erstmal belegt, somit war der Drang vielleicht auch nicht so groß, wie er vielleicht hätte sein können? Heute gehört diese nicht beantwortete Frage einfach zu mir. Das bin auch ich. Mir fällt es -fast- gar nicht mehr auf. Es gibt Situationen… die klassische Arzt-Frage „ sind Vorbelastungen bekannt“ da werde ich nochmal mit der Nase drauf gestoßen, oder die Überlegung von wem ist das vererbt? …so wie die roten Haare ganz eindeutig vom meiner Oma sind. Sowie der Humor oder die Fähigkeit zu erzählen definitiv von meinem Opa sind. Und klar, gibt es da auch Dinge an mir, die ich nicht so einfach zuordnen kann… das wird dann die „andere Seite“ sein. Ich glaube, ich möchte „Ihn“ gar nicht unbedingt kennenlernen, wie gesagt, eine Vaterfigur war ja da. Aber, ich glaube auch, das man sein Wurzeln kennen muss, um sich selbst zu verstehen.

Der nächste „Zufall“? Ich bin vor 20 Jahren zufällig bei meinem jetzigen Arbeitgeber angefangen. Damals mit einem 4-Wochen-Aushilfe-Vertrag. Geplant war dieser Weg definitiv nicht, aber, ich bin rückwirkend dankbar, dass es im Laufe dieser 20 Jahre immer wieder Zufälle gab, die meinen Weg dort positiv beeinflusst haben.

Mein Herz-Mann, wieder ein Zufall. Ein sehr glücklicher! Wir sind uns mehrere Male zufällig über den Weg gelaufen, in einer Zeit, wo es mir nicht gut ging. Vorher definitiv nicht. Obwohl wir in direkter Nachbarschaft gewohnt haben. Da hat das Schicksal uns genau zur richtigen Zeit zusammengeführt.

Und klar, natürlich wurde auch meine MS, „MeinSchatz“ zufällig entdeckt, was ich mittlerweile als guten Zufall bezeichnen würde, da die Diagnose die Erklärung für viele offene Fragen gebracht hat.  Ich hatte mit einer Gesichtslähmung zu kämpfen, einem über Monate dauernden Schwindel, begleitet von Sehstörungen, hatte eine längere Phase in der mein linkes Bein nicht wollte, wie ich wollte… Und das alles, bis zur Diagnose scheinbar ohne plausiblen Grund.

Natürlich habe ich am Anfang sehr mit dem Schicksal gerungen, alles andere wäre gelogen, aber, heute habe ich die Krankheit weitestgehend akzeptiert. Zum einen Dank der tollen Unterstützung durch meinen Herz-Mann, zum anderen habe ich in meinem Leben lernen müssen, das es einfacher ist, eine Situation, ein Schicksal, anzunehmen, anstatt dagegen zu kämpfen.

Ich habe ganz klar nach der Diagnose auf der linken Seite meines Titelfotos gestanden, und fand die Lücke unüberwindbar, aber heute bin ich auf der rechten Seite angekommen, bereit den Weg zu gehen, ganz gleich wie steinig es wird.

 Ich werde versuchen regelmäßig von meiner Reise zum Schicksalsberg zu berichten.

Anne-Christin